Heilkräuter für Magen/Darm

Probleme im Magen-Darm-Trakt sind ein häufiges Problem unserer Gesellschaft. Dies kann Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Appetitlosigkeit, Krämpfe, Übelkeit und vieles mehr umfassen. Kräuter bieten durch ihre Vielzahl an Inhaltsstoffen eine besonders breite Palette an Wirkungen und können Beschwerden sehr oft lindern oder abklingen lassen. Hier finden Sie eine Auswahl der bedeutendsten Kräuter für dieses Gebiet.

Anis

Unter Anis verteht man die trockenen unversehrten zweiteiligen Spaltfürchte von Pimpinella anisum. Auch das ätherische Öl allein findet Einsatz in der Naturheilkunde.

Inhaltsstoffe:

Ätherisches Öl mit trans-Anethol als Hauptbestandteil

Wegen der krampflösenden und blähungstreibenden Wirkung des ätherischen Öls ähnlich wie Fenchel bei dyspeptischen Beschwerden, oft auch in der Kinderheilkunde. Zusätzlich wirkt Anis schleimlösend und leicht antibakteriell und ist daher klassischer Bestandteil von verschiedenen Brust- und Hustentees. Er wird auch anderen Teemischungen zur Geruchs- und Geschmacksverbesserung zugesetzt und in der Stillzeit als milchbildungsförderndes Mittel verwendet.

Anwendung:

  • Katarrhe der Luftwege
  • Verdauungsbeschwerden, besonders mit leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich

Bitterorangenblüten und -schale

Stammpflanze ist ein kleiner, etwa 5m hoher Baum, der in Südeuropa und anderen subtropischen Zonen heimisch ist. Die ganze, getrocknete, ungeöffnete Blütenknospe von Citrus aurantium L. ssp. Aurantium, sowie aus der durch Abschälen der reifen Bitterorangen gewonnenen, äußeren Schicht.

 Inhaltsstoffe:

  • Ätherisches Öl, mit Hauptbestandteil (+)-Limonen
  • Flavonoide
  • Flavonoidglykoside mit Bitterstoffen

Als Bitterstoffdroge zur Anregung der Magensekretion und des Appetits, daneben auch häufig als Geschmackskorrigiens eingesetzt. Vorallem die Blüten werden in der Volksmedizin auch als mildes Beruhigungsmittel bei Nervosität und Schlafstörungen geschätzt.

Anwendung:

  • Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden

Faulbaumrinde

Nur die getrocknete Rinde der Stämme und Zweige von Rhamnus frangula, bekannt auch als Wegdorn oder Gelbholz, kommt in der Pflanzenheilkunde zum Einsatz. Der kleine Baum, eher ein Strauch, ist auch bei ins beheimatet und eher unscheinbar.

 Inhaltsstoffe:

  • Anthranoide, v.a. Glucofranguline und Franguline
  • Gerbstoffe, geringe Mengen Alkaloide

Faulbaumrinde ist ein pflanzliches Arzneimittel mit abführender Wirkung und wird als solches bei Verstopfung sowie allen Erkrankungen bei denen eine erleichterte Defäkation erwünscht ist, beispielsweise Analfissuren und Hämorrhoiden, eingesetzt. Neben Teemischungen gibt es ebenso Fertigpräparate mit Faulbaumrinde, die Wirkung setzt jeweils nach 8-12h ein

Anwendungsgebiete:

  • kurzfristige Anwendung bei Verstopfung

In Einzelfällen kann Faulbaumrinde zu krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden führen. Von einer längerfristigen (mehr als 1 Woche) und regelmässigen Anwendung von Abführmitteln ist jedenfalls dringend abzuraten. Die Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit, sowie bei Kindern wird nicht empfohlen. Zubereitungen aus Faulbaumrinde sollten allgemein nur eingesetzt werden, wenn die Verstopfung durch Ernährungsumstellung nicht behoben werden kann.

Fenchel

Bei Fenchel gibt es zwei verschiedene Varietäten, die als Stammpflanze genutzt werden, den Bitteren Fenchel, Foeniculum vulgare ssp.vulgare var.vulgare, und den Süssen Fenchel, var.dulce. Beide stammen ausschliesslich aus Kulturen und werden seit Jahrhunderten angebaut. Geschmacklich ist der Bittere Fenchel etwas intensiver würzig und auch schärfer aromatisch als der Süße Fenchel. Zum Einsatz kommen die Teilfrüchte in der Pflanzenheilkunde genauso wie in der Küche als Gewürz.

 Inhaltsstoffe:

  • Ätherisches Öl, hptsl. trans-Anethol und Fenchon
  • Fettes Öl, Proteine, Flavonoide, u.a.

Genutzt wird vorallem die krampflösende und blähungstreibende Wirkung des ätherischen Öls. Besonders gern angewandt wird Fencheltee in der Kinderheilkunde, da er schon Babys verabreicht werden kann. Bei der medizinischen Nutzung des Fenchels sind keinerlei Nebenwirkungen zu erwarten, das reine ätherische Öl sollte bei Kleinkindern allerdings vermieden werden. Bei Husten wird Fenchel als schleimlösendes und antiseptisches Mittel geschätzt. Volksmedizinisch eingesetzt wird Fenchel ausserdem als milchbildungsförderndes Mittel bei stillenden Frauen.

Anwendungsgebiete:

  • Verdauungsbeschwerden, wie Krämpfe, Völlegefühl und Blähungen
  • Katarrhe der oberen Luftwege

Kamillenblüten

Matricaria recutita, die Echte Kamille, gehört zu den prominentesten Vertretern unter den pflanzlichen Arnzeimittel. Die verbreitet vorkommende Pflanze mit ihren gefiederten Blättern und zahlreichen kleinen Blütenköpfchen ist in ganz Europa, Amerika und auch Australien heimisch. Die Handelsware stammt überwiegend aus Kulturen, wobei zwischen Arzneiqualität und Lebensmittelbedarf unterschieden werden muss.
Als Arzneidroge verwendet werden nur die Blütenköpfchen mit den gelben Röhrenblüten und einem Kranz aus weißen Zungenblüten.

 Inhaltsstoffe:

  • ätherisches Öl mit alpha-Bisabolol, Chamazulen u.a.
  • Sesquiterpenlactone
  • Flavonoide
  • Cumarine

Die Wirkung kann hauptsächlich dem ätherischen Öl zugeschrieben werden, das eine äußerst auffällige blaue Farbe besitzt. Kamillenöl findet auch als solches breite Anwendung in den Bereichen Wundheilmittel, lokale Entzündungshemmung und Spasmolytika (krampflösende Mittel).

Teezubereitungen aus Kamillenblüten werden bei allen möglichen Magen- und Darmbeschwerden sowie bei Menstruationsbeschwerden eingesetzt, wobei die lokal entzündungshemmende und ulkusprotektive sowie krampflösende Wirkung, sowie die

Anwendungsgebiete:

  • Dyspeptische Beschwerden
  • Äußerlich als Einreibung

Löwenzahnblätter

Der Löwenzahn, Taraxacum officinale, ist auch bei uns schon jedem Kind bekannt und ist vorallem auf Wiesen und Wegrändern verbreitet. Die Droge stammt aus Wildvorkommen, wird jedoch zum Teil auch in Kulturen angebaut. Neben den Blättern werden traditionell auch die Wurzeln gern in der Pflanzenheilkunde verwendet.

 Inhaltsstoffe:

  • Bitterstoffe (Sesquiterpenlactone)
  • Triterpene
  • hohe Kaliumkonzentrationen
  • Phenolcarbonsäuren, Cumarine, Sterole

Löwenzahn wird genutzt als pflanzliches Arzneimittel mit gallentreibender Wirkung. Auch bei Verdauungsbeschwerden, insbesondere bei mangelhafter Fettverdauung kommt er zum Einsatz. Ausserdem kommt es zu einer vermehrten Harnbildung. In der Volksmedizin ist auch die Anwendung als „Blutreinigungsmittel“ verbreitet und selbst der Salat aus frischen gesammelten Blätter wird bei sogenannten Frühjahrskuren gern verzehrt.

Löwenzahn ist Bestandteil vieler Teemischungen, so zum Beispiel Leber- und Gallentees, Magen-, Blasen- und Nierentees. Daneben enthalten auch zahlreiche Fertigpräparate in Form von Tropfen, Säften odr Tabletten Auszüge aus Löwenzahn, auch in Kombination mit anderen Pflanzen.

Anwendungsgebiete:

  • Beschwerden im Bereich von Magen und Darm, wie Völlegefühl u.ä.
  • Anregung der Diurese
  • Appetitlosigkeit
  • Störungen des Gallenflusses

Pfefferminzblätter

Pfefferminzblätter bestehen aus den getrockneten Blättern von Mentha x piperita. Die Droge stammt ausschließlich aus Kulturen.

 Inhaltsstoffe:

  • Ätherisches Öl mit (-)-Menthol als charakteristischer Hauptkomponente
  • Gerbstoffe
  • Flavonoide, Triterpensäuren

Pfefferminze wirkt desinfizierend, appetitanregend und lindernd bei Magen-Darmkrämpfen. Der krampflösende Effekt wird vorwiegend, aber nicht ausschließlich, vom Gehalt an ätherischem Öl bestimmt. Pfefferminztee führt außerdem zu einer Steigerung der Gallenprodukiton und ist induziert bei Gastritis und Enteritis, sowie Blähungen. Auch eine antibakterielle und antivirale Wirkung kann nachgewiesen werden.

In der Volksmedizin werden Pfefferminzblätter auch als beruhigendes Mittel eingesetzt und kommen in vielen verschiedenen Nerventees vor.

Anwendung:

  • Krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich sowie der Gallenblase und Gallenwege

Rosmarin

Rosmarin besteht aus den getrockneten Rosmarinblättern.

Inhaltsstoffe:

  • Ätherische Öle, u.a. 1,8-Cineol und Campher
  • Gerbstoffe, Flavonoide, Bitterstoffe

Der Vitamin C-Gehalt der frischen Pflanzen in mg pro 100g Frischegewicht beträgt 217.3mg.

Rosmarin wird innerlich als Tee zur Kreislaufanregung und gegen Blähungen verwendet. Es wirkt anregend auf die Nerven und ist besonders beim so genannten Altersherz durch milde Unterstützung und Stärkung wirksam. Rosmarin fördert auch die Tätigkeit der Verdauungsdrüsen und hilft so bei Appetitlosigkeit und Verdauungsstörungen. Äußerlich wirkt Rosmarin durchblutungssteigernd und wird daher zu Bädern sowohl bei Kreislaufschwäche, Durchblutungsstörungen als auch bei Gicht und Rheuma gebraucht.

Anwendung:

  • Innerlich bei Völlegefühl, Blähungen und leichten krampfartigen Magen-Darm-Galle Störungen
  • Äußerlich zur Unterstützung bei Muskelkater und Gelenksrheumatismus
  • Kreislaufbeschwerden

Während der Schwangerschaft sollen Zubereitungen aus Rosmarinblättern nicht eingenommen werden.

Sennesblätter

Cassia angustifolia, die Tinnevelly-Senna und Cassia senna, die Alexandriner-Senna, stammen beide nicht aus Europa sondern Arabien bzw Nordafrika. Die Drogenimporte kommen hauptsächlich aus Indien und dem Sudan.

Blätter werden gemischt von beiden Arten verwendet, die Früchte, die ebenfalls therapeutisch zum Einsatz kommen, unterscheiden sich jedoch in ihrem Wirkstoffgehalt und werden auch gesondert gehandelt.

 Inhaltsstoffe:

  • Anthranoide, v.a. Dianthronglykoside (Sennoside)
  • Schleimstoffe, Flavonoide, ätherisches Öl

Sennesblätter gehören zu dem am meisten gebrauchten pflanzlichen Abführmitteln. Sie werden sowohl bei akuter Verstopfung, als auch vor operativen Eingriffen zur Darmentleerung, ebenso wie nach operativen Eingriffen und anderen Umständen, bei denen ein weicher Stuhl erwünscht wird, eingesetzt. Senna kommt nicht nur als Tee sondern auch in verschiedenen Fertigarzneimitteln zum Einsatz, z.B. Neda-Würfel.

Anwendungsgebiete:

  • kurzfristige Anwendung bei Verstopfung

Längerfristige Anwendung kann sowohl zu chronischer Verstopfung durch Gewöhnungseffekte des Darms als auch zu gefährlichen Störungen des Wasser- und Salzhaushaltes führen. Kontrainduziert sind Sennesblätter weiters bei Darmverschluss, chronischen Darmerkrankungen sowie akuten Entzündungen und in Schwangerschaft und Stillzeit.

Spitzwegerich

Spitzwegerichblätter bestehen aus dem getrockneten Laubblatt von Plantago lanceolata.

Inhaltsstoffe:

  • Iridoidglykoside
  • Phenylethanoidglykoside
  • Flavonoide, Cumarine, Schleime (Polysaccharide), Phenolcarbonsäuren

Spitzwegerichpräparate wirken reizmildernd, zusammenziehend und antibakteriell. Die antibakterielle Wirkung wird insbesondere vom Aucubigenin hervorgerufen, das auch im Tee nachgewiesen werden kann.

Als Tee, aber auch als Sirup oder Pressaft der frischen Pflanze sowie als Lutschpastillen kommt Spitzwegerich innerlich bei Katarrhen der Luftwege und entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut zum Einsatz. Die Volksmedizin kennt die äußerliche Anwendung des Presssaftes des frischen Krautes als wundheilungsförderndes und entzündungshemmendes Mittel.

Anwendung:

  • entzündliche Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut
  • Atemwegserkrankungen

Süssholzwurzel

Süßholzwurzel besteht aus den getrockneten, ungeschälten oder geschälten Wurzeln und Ausläufern von Glycyrrhiza glabra. Die auch als Lakritzenwurzel bekannte Pflanze ist heimisch und wird hauptsächlich im Mittelmeergebiet zur Drogengewinnung angebaut. Die Süßholzwurzel gehört zu den am intensivsten untersuchten Drogen mit dem Ergebnis, dass über hundert Inhaltsstoffe beschrieben sind.

 Inhaltsstoffe:

  • Triterpensaponine, v.a. Glycyrrhizinsäure (ca. 50fache Süsskraft des Rohrzuckers)
  • Flavonoide
  • Cumarine

Anwendung findet die Droge einerseits als auswurfförderndes Mittel bei Husten und Entzündungen der oberen Luftwege. Extrakte verflüssigen zähen Schleim und erleichtern so das Abhusten, weiters wirken Süssholzextrakte antibakteriell, antiviral, krampflösend und entzündungshemmend. Dadurch erklärt sich auch die Anwendung bei Gastrititis und Magengeschwüren sowie zur Ulkusprophylaxe.

Die antiulzerogene Wirkung wird in erster Linie mit der entzündungshemmenden Wirkung der Glycyrrhizinsäure und verwandten Inhaltstoffen erreicht. Nachweisbar sind verschiedenste Wirkungmechanismen, die Hauptwirkung beruht jedoch darauf, Hemmung des Abbaus von Nebennierenrindenhormonen in der Leber. Damit wird eine indirekte Corticoidwirkung entfaltet.

Weitere Anwendungen von Süßholz und Süßholzextrakten sind der Einsatz als Geschmackskorrigenzien sowie in der Süßwarenindustrie (Lakritzestangen).

Anwendung:

  • Katarrhe der oberen Luftwege
  • Entzündliche Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich (Ulcus ventriculi/duodeni)

Die Anwendung von Süßholz und Süßholzpräparaten darf nicht langfristig und unkontrolliert erfolgen. Da die indirekte Corticoidwirkung bei längerer Einnahme ausgeprägt eintritt, muss die Therapiedauer auf 4-6 Wochen eingeschränkt werden. Ebenso ist bei Lebererkrankungen, Niereninsuffizienz, Hypokaliämie, Bluthochdruck und Schwangerschaft von einer Einnahme abzuraten beziehungsweise zumindest ein Arzt zu befragen.

Wacholderbeere

Der gemeine Wacholder, Juniperus communis, mit seinen kugelig violetten Beeren und den immergrünen stacheligen Blättern ist in ganz Europa, Nordasien und Nordamerika heimisch. Verwendet wird neben den Beeren auch das Wacholderholz, die Wirkung ist jedoch nur für die Beeren belegt.

 Inhaltsstoffe:

  • ätherisches Öl, hptsl. alpha-Pinen u Sabinen
  • Invertzucker
  • Gerbstoffe

Die ganze, gequetschte oder auch gepulverte Droge wird für Teeaufgüsse und alkoholische Auszüge verwendet, auch das gewonnene ätherische Öl kommt zum Einsatz. Verbreitet sind Wacholderbeeren auch als Gewürz und in der Likörindustrie (Gin).

Volksmedizinisch Anwendung finden Wacholderbeeren bei Verdauungsbeschwerden mit leichten Krämpfen, Völlegefühl und Blähungen. Eine Wirkung als harntreibendes Mittel kann beobachtet werden, ist wissenschaftlich jedoch nicht ganz geklärt und wird einer Reizung der Nieren zugeschrieben. Daher auch die Empfehlung Wacholderbeeren-Extrakte und Zubereitungen bei entzündlichen Nierenerkrankungen nicht zu verwenden, und allgemein sich auf eine kurzfristige Anwendung zu beschränken.

Anwendungsgebiete:

  • Dyspeptische Beschwerden
  • Äußerlich als Einreibung